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Alles was ein Magier braucht

Ludwigshafener Rundschau vom 23.06.2022

Alles, was ein Magier braucht

Fünftklässler der IGS Mutterstadt basteln magische Gegenstände, die hoffentlich viel Geld in die Klassenkasse „zaubern“ – Projekt schweißt Schüler zusammen

Von Doreen Reber

 Mutterstadt. Zauberer, Feen und Drachen – auch in der weiterführenden Schule sind solche Fantasiewesen noch „up to date“ und hoffentlich der Verkaufsschlager beim Schulfest an der Integrierten Gesamtschule (IGS) Mutterstadt. Die Fünftklässler geben einen wahrhaft magischen Einstand zu ihrer ersten großen Schulveranstaltung.

Nach zwei Jahren Corona wird am Freitag in der IGS wieder ein Schulfest gefeiert. Es ist auch das erste, das die Schüler, genauer die Schülervertreter, organisieren. Jede Klasse war gefragt, ihren Beitrag zu leisten. Nur was? Das fragte sich auch die 5b. Klassiker bei solchen Veranstaltungen sind selbst gemachte Leckereien oder kreative Spiele. Doch die Fünftklässler wollten viel lieber etwas selbst machen, berichten die beiden Klassenlehrerinnen Irina Held und Nicole Krenzer. So sammelten sie Ideen, über die abgestimmt wurde.
Joschua ist eigentlich so gar kein Bastelfan, aber seine Mama Anna Quell dafür umso mehr. Also nahm er ein paar Dinge mit in die Schule, die sie bei seinen Kindergeburtstagen mit den Gästen angefertigt hatte: Etwa einen Zauberstab, den sich Harry Potter wohl kaum perfekter vorstellen könnte, ein Drachenbuch mit einem magischen Auge auf dem Deckel und ein Feenglas, das traumhafte Schattenspiele zeigt, entzündet man darin eine Kerze. 
Seine Klassenkameraden waren schnell „verzaubert“, Mädchen wie Jungs gleichermaßen, was in diesem Alter nicht so oft vorkommt, wissen Irina Held und Nicole Krenzer. Kein Wunder, dass die magischen Bastelarbeiten neben anderen bei der Abstimmung das Rennen machten. Das Problem war nur: Mama Anna Quell wusste zu diesem Zeitpunkt noch nichts von ihrem Glück. „Ich bin zwar in der Erwachsenenbildung tätig, aber mit Kindern ist das ja noch mal etwas anderes“, sagt sie. Auch die Schüler waren zu Beginn etwas verunsichert: „Sie wollten nicht glauben, dass sie solche Sachen selbst basteln können, zumal ja in den vergangenen zwei Corona-Jahren in der Grundschule nicht viel gebastelt wurde“, erzählt Anna Quell, die noch eine Tochter im Vorschulalter hat. 
Doch vielleicht waren gerade darum alle Feuer und Flamme für das Projekt. Auch an diesem Vormittag, an dem die Zauberstäbe gefertigt werden sollen. Die Heißklebepistolen glühen, die Schüler sind mit Handschuhen und die Tische mit Plastikdecken geschützt – gebannt schauen alle zu Anna Quell. Die hat eine ganze Ladung fertiger Zauberstäbe mitgebracht – lange dünne, kurze knorzige, von Rosa und Türkis (für Feen und Elfen) bis Schwarz und Kupfer (für dunkle Magier) reichen die Farben. Und einer sieht doch tatsächlich aus wie Dumbledores Zauberstab. Ein Raunen geht durch die Reihen. 
Harry Potter ist bei vielen Fünftklässlern hier schwer angesagt: „Ich habe alle Bücher gelesen“, erzählt Mirhat stolz. Und Sarah hat auch schon alle Filme gesehen, obwohl einige etwas gruslig waren. Aber zum Glück war ihr Papa dabei. Nun ist sie ganz gespannt, ob ihr der Zauberstab gelingen wird. Hinter ihr auf der Fensterbank liegen die fertigen Drachenbücher: Gelbe und rote Augen schauen einen an, mit Eierschalen auf mit Leim getränkten Taschentüchern haben die Schüler die Drachenhaut geformt und angemalt. Mirhats Buch ist pechschwarz mit einem blutroten Auge. Am liebsten möchte er sein Drachenbuch selbst behalten , doch das ist der große Haken bei der Sache: Alle Objekte sind für den Verkauf bestimmt. Als Künstler haben sie aber natürlich ein exklusives „Vorkaufsrecht“ auf ihre eigenen Objekte. Mirhat wird das definitiv nutzen, wie viele seine Klassenkameraden. „Vielleicht schreibe ich darin dann meine eigenen Drachengeschichte mit Zauberer“, sagt er.
Diese Zaubererutensilien werden aber nicht die einzigen Sachen auf dem Verkaufstisch der 5b sein. Kabeltierchen aus Leder, die Ladekabel geschickt zusammenhalten, liebevoll verzierte Töpfchen mit Sukkulenten und Teelichthalter aus Beton haben die Schüler auch schon gebastelt. Die Ideen und Materialien samt Bastelanleitungen kamen von den Eltern, erzählen die beiden Klassenlehrerinnen. Und die sind vom Engagement alle hin und weg: „Die Eltern waren so engagiert – und die Schüler sowieso. Sie genießen es sehr, etwas zu machen, bei dem es mal keine Note gibt“, sagt Nicole Krenzer.
Dreimal vier Unterrichtsstunden haben die Lehrerinnen dafür freigeschaufelt – und es sei jede Minute wert gewesen. „Die Kinder lernen Dinge, die sie mitunter zuvor noch nie gemacht haben. Das stärkt das Selbstbewusstsein. Und gemeinsam etwas schaffen, fördert den Zusammenhalt in der Klasse“, sagt Irina Held. Gemeinsam werden sie auch entscheiden, ob der Verkaufserlös für die Klassenkasse, für ein Schulprojekt oder für beides gespendet wird.

 

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