Am Montagmorgen ging es los. Regio-Zug von Mannheim nach Stuttgart – und die Bahn fuhr tatsächlich nach Fahrplan.
Nachdem das Hostel bezogen war, ging es zum Mercedes-Benz-Werk nach Sindelfingen.
Die Hälfte von uns übte ihr englisches Ohr bei einer Fremdsprachenführung, die andere Hälfte blieb in ihrer Schulsprache. In den Produktionshallen waren kaum Arbeiter am Werk. Produktionsroboter vollführten ein mechanisches Ballett von höchster Präzision: Autoteile, die mehrere 100 Kilo wogen, wurden wie Federn von einer Station zur nächsten gereicht. Menschliche Arbeiter waren nur dort gefragt, wo Maschinen unterstützt oder befüllt werden mussten. Erst beim Einbau der Kabelbäume kam menschliches Geschick zum Tragen.
Nach einem schnellen Abendessen hieß es das erste Mal in den drei Tagen: Achtung Kultur. Das Einmann-Theaterstück „Coming out“ stand auf dem Programm. Mit engem Publikumskontakt wurde die Geschichte des jugendlichen Konrad dargeboten, der sich zum ersten Mal seiner Gefühle zu einem Jungen bewusst wird.
Am nächsten Morgen standen der Zoo und das Thema Bionik auf dem Programm.
Beim Schlendern durch die Wilhelma wurden große und kleine Tiere mit ungewöhnlichen Eigenschaften genau beobachtet und gezeichnet. Jeder suchte sich ein Tier aus, dessen Fell, Panzer, Atmungsorgane, optisches Organ oder Aussehen er sich für eine biomechanische Weiterentwicklung vorstellen konnte. Wir entwickelten Ideen für mechanische Schutzpanzer in menschlicher Größe wie bei Schildkröten, mechanische Kiemen oder Facettenaugen, aber auch für das Einsetzen der Nestbaufähigkeit der Geier für menschliche Behausungen.
Reichlich geschafft ging es nach der Mittagspause in die Staatsgalerie auf einen Kurztrip ins Reich der Bildenden Kunst. Basierend auf der Optik erschaffen Farben aber auch Formen und Komposition den Ausdruck eines Bildes, dessen Variationsbreite wir vom Barock bis in die Klassische Moderne verfolgen konnten. 175 Jahre Staatsgalerie Stuttgart machten es möglich. Und da die Optik auch die Grundlage der Fotografie ist, entstehen in den nächsten Tagen eigene Fotos, welche die gesehenen Werke in Thema, Komposition, Stil oder Farbe aus Schülersicht interpretieren. Alte Kunst in neuem Gewand.
Dritter und letzter Tag in Stuttgart. Mittlerweile hat die Gruppe es gemeistert, unseren Rollstuhlfahrer gemeinsam schnell und ohne anzuecken heil in die und aus den Straßenbahn und Bussen zu bekommen, die Fahrstühle für das richtige Gleis zu finden und S-Bahnen so lange anzuhalten, bis alle drin oder draußen sind. Geschoben wird bergauf und bergab immer abwechselnd, bis die Kräfte schwinden und fliegender Wechsel nötig ist.
Im Mercedes-Benz Museum ging es zunächst um Baustatik und Architektur, die jeder im Sinne der Becher-Schule oder emotional in einem Foto interpretieren sollte, bevor Aerodynamik und Produktdesign vom Sehen über die Hand in den Stift auf das Papier flossen. Zeichnend saßen wir im Museum und versuchten das Design der alten und neuen Autos noch ein bisschen schlanker, präziser, stromlinienförmiger zu entwerfen.
Nach so viel Zukunftsdenken hatten wir uns eine Pause von der Realität verdient. Also auf zum Kunstmuseum in die Ausstellung „Mixed Realities“, in der zeitgenössische Künstler mithilfe der VR-Technik Kunstwelten erschufen. Sobald die VR-Brillen aufgesetzt waren konnten wir uns in den unterschiedlichsten Kunstwelten bewegen, so als seien sie real.
Zurück im Hier und Jetzt hieß es packen, ein letztes Mal unseren Rollstuhlfahrer in die und aus der Straßenbahn schieben – und ab nach Hause mit neuen Ideen, Eindrücken und Zukunftsvisionen!